WERNER BISCHOF

LONGING FOR TRADITION AND BEAUTY

Japan 1951/1952

 

mit Akari Lichtskulpturen von Isamu Noguchi
Ausstellung 08.06.2024 – 30.08.2024

Einleitung

Werner Bischof, geb. 1916 in Zürich, reiste 1951 im Auftrag von ,MAGNUM‘ für eine Reportage über den Stellvertreterkrieg zwischen China und den USA nach Korea. Der Weg dorthin führte ihn über das befriedete Japan, das ihn unmittelbar in Tradition und Schönheit faszinierte. 

Isamu Noguchi, geb. 1904 in den USA, war zu dieser Zeit, unter Einfluss seines japanischen Vaters, dem Dichter Yone Noguchi, der japanischen Kultur bereits zugeneigt. 1951 erlebte er eine Nacht des Kormoranfischens – ein traditionelles Festival entlang des Nagara-Flusses bei Gifu, welches von Papierlaternen beleuchtet wurde. Es sollte seine Bindung zu Japan stärken und sein künstlerisches Schaffen lebenslang bereichern.

 

Werner Bischof, 1916 – 1954
schrieb an seine Frau Rosellina, 7.10.1951:

«Ein wunderbarer Herbsttag war gestern und ich fuhr per Taxi hinaus zum kaiserlichen alten Landhaus. Auf dem Weg fand ich am Fluss die Seidenwäscher, die lange Bahnen von farbiger Seide im Fluss waschen und dann an langen Bambusstangen trocknen. Kannst Du Dir vorstellen, wie wunderbar das aussieht? Im wehenden Wind all die farbigen Bänder, ein Wellen und Rauschen, wunderbar… Natürlich konnte ich nicht vorbeigehen und verbrachte über eine Stunde hier.»

Werner Bischof widerstrebte zunehmend die Arbeit als Kriegsreporter, die ihm zu oberflächlich und provozierend erschien. An Emil Schulthess vom Magazin ‚Du‘:

«Ich war in Korea, aber die menschliche Tragödie der koreanischen Bevölkerung hat mich dermassen erschüttert, dass ich bald wieder nach Japan ging.

Immerhin entstand eine sehr konzentrierte Arbeit von der Evakuierung eines Dorfes im dichten Dschungel nördlich des 38. Breitengrades. ‚Life‘ war begeistert, aber sie hatten schon genug solcher Bilder, da es hier von ‚Schlachtfeld-Hyänen‘ (Kriegsreportern) wimmelt. Die meisten sehen nur, was die Weltpresse schockieren könnte, sie vergessen, dass noch menschliche Seelen ohne Uniform existieren… Diese Militärgeschichte macht mir Bauchweh, und ich werde ‚MAGNUM‘ endgültig erklären, keine solchen Dinge mehr zu machen.»

Stattdessen entschied er sich einen Direktauftrag des Magazins ,Life‘ anzunehmen, der seiner persönlichen Neigung, tiefer in die Geschichten des Landes vorzudringen, entsprach. Er verlängerte seinen Aufenthalt in Japan um ein knappes Jahr und beschäftigte sich mit der traditionellen japanischen Kultur, der Schönheit der Natur und dem Einzug der Moderne. 

«Die Bäume sind etwas vom Wunderbarsten in Japan. Du kennst die Gedichte, die vom Wind erzählen, der durch die Bäume weht und die Blätter. Im Innern der mehr und mehr, geschäftstüchtigen Hauptstadt habe ich einige wunderschöne Baumformen gefunden und sie Dir aufgezeichnet. Ich kann mir nicht denken, dass einst die Menschen hier ihre Verehrung der Natur verlieren, dass sie Baum und Blume nicht mehr als Symbole von Edel und Rein in ihrem Haus bergen.»

Im Jahr 1953 erscheint die Sondernummer „Menschen des fernen Ostens“ des Magazins ‚Du‘. Zudem entsteht eine Ausstellung in Zürich und ein Buch ‚Japan‘, das im Folgejahr publiziert wird.

Isamu Noguchi, 1904 – 1988
Akari Lichtskulpturen

Die ,Chochin‘ sind Laternen, die traditionell aus einem feinen Geflecht aus Bambusruten und hochwertigem Papier der Maulbeerrinde handgefertigt werden. In der Nacht des Komoranfischens bat der Bürgermeister von Gifu Isamu Noguchi dabei behilflich zu sein die vom Krieg und von der Produktion billiger Kopien angeschlagene Laternenindustrie in Gifu wieder auf die Beine zu stellen. Vom nächsten Tag an, sollte eine lebenslange, sehr fruchtbare Verbindung zwischen Isamu Noguchi und dem 1891 gegründeten Unternehmen Ozeki entstehen. Isamu Noguchi betrachtete die Laternen als Skulptur und verwendete für sie das  japanisches Wort ,Akari‘, das ,Licht‘ bedeutet und sowohl Erleuchtung als auch Schwerelosigkeit assoziiert.Isamu Noguchi präsentierte ,Akari‘ 1952 auf einer großen Ausstellung seiner jüngsten Keramiken und Skulpturen im Museum of Modern Art Kamakura und später 1954 in einer Galerie der Literaturzeitschrift Chuo Koron. Über die Jahrzehnte entstanden mehr als 100 Modelle.

SCHNEESZENE

Innenhof des Meiji Schreins (明治神宮), Tokio, 1952

 

Edition
offen
 

rückseitig gestempelt und von Marco Bischof signiert

Direktor der Werner Bischof Estate
Abzug
Silbergelatine
Papier
80 x 60 cm, Baryt
Bild
67 x 55 cm
Rahmung
80 x 90 x 4 cm
 
Linde anthrazit gebeizt, matt lackiert
 
Glas, entspiegelt, UV 92%
 
Sibylle Diehl, Zürich

DREI SHINTO PRIESTER

Meiji Schrein (明治神宮), Tokio, 1952

Edition
4/5 + 2 AP
 
rückseitig gestempelt und von Marco Bischof signiert
 
Direktor der Werner Bischof Estate

Abzug

Platinum Palladium
Papier
76 x 57 cm, Arches / Platine, 310 g/m2, 100% Baumwolle
Bild
55 x 37.5 cm
Rahmung
78 x 65 x 3.3 cm
 
Linde anthrazit gebeizt, matt lackiert
 
Glas, entspiegelt, UV 92%
 
Sibylle Diehl, Zürich

 

leer

SILBERNER PAVILLON

Kioto, 1951

 

Edition
2/5 + 2 AP
 
rückseitig gestempelt und von Marco Bischof signiert
 
Direktor der Werner Bischof Estate
Abzug
Platinum Palladium
Papier
57 x 57 cm, Arches / Platine, 310 g/m2, 100% Baumwolle
Bild
46 x 46 cm
Rahmung
65 x 78 x 3.3 cm
 
Linde anthrazit gebeizt, matt lackiert
 
Glas, entspiegelt, UV 92%
 
Sibylle Diehl, Zürich

 

LOTUSBLÄTTER

Kioto, 1951

 

Edition
1/5 + 2 AP
 
rückseitig gestempelt und von Marco Bischof signiert
 
Direktor der Werner Bischof Estate
Abzug
Platinum Palladium
Papier
57 x 63 cm Arches / Platine, 310 g/m2, 100% Baumwolle
Bild
46 x 46 cm
Rahmung
65 x 78 x 3.3 cm
 
Linde anthrazit gebeizt, matt lackiert
 
Glas, entspiegelt, UV 92%
 
Sibylle Diehl, Zürich

SEIDENTROCKNEN

Kioto, 1951

 

Edition
1/5 + 2 AP
 
rückseitig gestempelt und von Marco Bischof signiert
 
Direktor der Werner Bischof Estate
Abzug
Platinum Palladium
Papier
64 x 57 cm, Arches / Platine, 310 g/m2, 100% Baumwolle
Bild
50 x 45.5 cm
Rahmung
78 x 65 x 3 cm
 
Linde anthrazit gebeizt, matt lackiert
 
Glas, entspiegelt, UV 92%
 
Sibylle Diehl, Zürich

WERNER BISCHOF

1916 – 1954, Schweiz

Werner Bischof,1950
fotografiert von Ernst Haas

1916 Werner Bischof wird am 26. April in Zürich (Schweiz) geboren, wo sein Vater eine Fabrik für pharmazeutische Produkte leitet, später Iässt er sich in Waldshut (Deutschland) nieder. Werner hat eine um ein Jahr äItere Schwester. Die Mutter stirbt 1931. 

1932 Eintritt in die Kunstgewerbeschule Zürich und Besuch der von Hans Finsler neu geschaffenen Kurse für Photographie. Unter dem Einfluss dieses Unterrichts realisiert er zahlreiche Photos von Pflanzen und Muscheln.

1936 Nach der Diplomierung und der Rekrutenschule eröffnet er in Zürich ein Atelier  für Photographie und Graphik.  

1938 Anstellung beim Verlag ‚Amstutz & Herdeg‘. (Photoplakate, Modephotographie)  

1939 Mitarbeit an der Schweizerischen  Landesausstellung in Zürich.  

1940-1945 Leistet 800 Tage Aktivdienst in der Schweizer Armee. 

1942 Erste Publikation photographischer Studien über das Licht in der von Arnold Kübler gegründeten Zeitschrift ,Du‘. Regelmässiger Mitarbeiter. Mitglied der Künstlergruppe ‚Allianz‘. Wohn- und Atelierhaus in Zürich-Leimbach. 

1944/1945 Erste Reportagen zum Thema: ‚Der invalide Mensch‘ und über ‚Flüchtlinge‘ im Tessin. 

1945 Mit dem Fahrrad nach Süddeutschland. Grosse Reportagefahrt durch die kriegsverwüsteten Länder Frankreich, Deutschland, Holland. (‚Du‘ Sonderheft, Mai 1946) 

1946-1948 In Bonn, Köln, Hamburg, Hannover, Berlin, Leibzig, Dresden. 

Für das Hilfswerk ‚Schweizer Spende‘ in Österreich, Italien, Griechenland tätig, später quer durch Osteuropa (Ungarn, Tschechoslowakei, Rumänien und Polen), dann in Finnland und Norwegen. (‚Du‘ Sonderheft, Juni 1949) 

1949 Heirat mit Rosellina Mandel, die er (1946) in Italien kennenlernte. 

Arbeitet in England für ‚Picture Post‘, ‚Illustrated‘ und ‚Observer‘. Wird Mitglied in der Photographengenossenschaft ‚MAGNUM‘. 

1950 Geburt des Sohnes Marco. 

1951-1952 Für ‚MAGNUM‘ nach Indien. Die in ,Life‘ publizierte Reportage «Hunger in Indien» macht ihn berühmt. Für ‚MAGNUM‘ nach Südkorea, Okinawa und Japan. 

1952 Im Auftrag von ‚Life‘ in Tokio. Das Land ist für ihn und Rosellina ein grosses Erlebnis, wie sein Buch ‚Japan‘ (erschienen 1954) zeigt. Dann Fahrt mit dem Schiff nach Hongkong. Als Kriegskorrespondent für ‚Paris Match‘ im Indochinakrieg. Starke Zweifel am Photojournalismus. Auf Weihnachten 1952 kehrt er via Südindien in die Schweiz zurück. 

1953 ‚Du‘ Sondernummer über ‚Menschen im Fernen Osten‘ und in Zürich Ausstellung zu diesem Thema. Im September Einschiffung nach New York; Auftragsarbeiten zur Finanzierung einer grossen Südamerika-Reise. 

1954 Im Frühling mit Rosellina nach Mexiko. Für ‚MAGNUM‘ und ‚Life‘ auf Reportagefahrt  via Panama nach Santiago de Chile und Lima. Besuch von Cuzco und der Inka-Stadt Machu Picchu. Rückkehr nach Lima, von dort begleitet er einen Geologen auf einer Inspektionsreise nach Amazonien. Am 16. Mai stürzt der Wagen in eine Andenschlucht. Neun Tage nach diesem Unglück, bei dem Werner Bischof den Tod fand, wurde sein zweiter Sohn Daniel geboren.

 

wernerbischof.com