Die gute Form
Der Begriff ‚Die gute Form‘ wurde erstmals 1949 an der Schweizer Mustermesse Basel in einer Sonderschau für Gebrauchsgegenstände und Möbel verwendet – eine Veranstaltung des Schweizerischen Werkbunds mit Unterstützung des Eidgenössischen Departements des Innern nach Idee und Plan von Architekt Max Bill.
Die Ausstellung wurde mit der Definition der guten Form eingeleitet:
«Unter einer guten Form verstehen wir eine natürliche, aus ihrer Funktion und technischen Voraussetzung entwickelte Form eines Produktes, das seinem Zweck ganz entspricht und gleichzeitig schön ist.»
Seit 1952 wurde vom Schweizerischen Werkbund, vertreten durch eine kompetente Jury, alljährlich an der ‚muba‘ die Auszeichnung ‚Die gute Form‘ als geschütztes Label vergeben.
Prägend für den Begriff war auch Max Bills 1952 erschienene Buch ‚Die gute Form‘.
Heinrich Pfalzberger
1947 gründete Heinrich Pfalzberger sein Unternehmen als Möbelbaufirma in einer kleinen Werkstatt in Riehen. Ursprünglich als Automechaniker ausgebildet entwarf und fertigte er Liegen und Gartenbedarf für seinen damaligen Arbeitgeber, das Sportartikelgeschäft Kost.
Charakteristisch für seine frühen Entwürfe war deren Zerlegbarkeit und das daraus resultierende kleine Packmass, was auf die engen Platzverhältnisse in seiner anfänglichen Werkstatt und die eigenhändige Auslieferung per Velo zurückzuführen war.
Auf der Mustermesse Basel wurden seine Entwürfe aus folgenden Jahren mit dem Anerkennungspreis ‚Die gute Form‘ ausgezeichnet:
1953 Gartengrill
1954 Gartenliege auf Bogen
1954 Gartentisch
1957 Stehlampe
1958 Servierwagen ‚Flamboy‘
1962 Ledersessel HP2
Die Galerie zeigt einen kleinen Ausschnitt des umfangreichen Schaffens.
Der Sessel HP2, eine Interpretation des englischen Kolonialstuhls aus dem 19. Jahrhundert, war 1968 auf der Triennale di Milano Teil des Schweizer Beitrags und erhielt eine Auszeichnung. Der Entwurf erscheint vielen auch als Hommage an Charlotte Perriands und Le Corbusiers ‚chaise basculante‘, ist im Ausdruck aber klarer und als gesteckte und geschraubte Konstruktion klein zerlegbar.
Als Möblierung in der Kantonsschule Baden der Architekten Bruno und Fitz Haller erlangte der HP2 grosse Bekanntheit. Sogar bis Ontario (Kanada) wurde er verschifft und im Einrichtungshaus Klaus Nienkamper angeboten.
Auch Grossaufträge, wie die Möblierung des Basler Stadttheaters von 1974, bewältigte das kleine Unternehmen. In der Ausstellung ist ein Exemplar der Saalbestuhlung der ‚kleinen Bühne‘ mit der originalen Bespannung aus beigem Leder zu sehen.
Der Sessel HP25 von 1993, eine in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Jürg entstandene optimierte Weiterentwicklung des HP2, besteht aus filigranen Stahlprofilen und verzichtet gänzlich auf geschweisste Details.
Drei ikonische Möbelstücke, die Liegen IG, FL (1999) und R08 (2008) gehören in Schweizer Wohnungen, Gärten, Parks und Badis zum vertrauten Bild.
Es ist das handwerkliche Verständnis, die Kenntnis des Materials und das feine Gespür der Gestalter, das die Klarheit der Details und die Stimmigkeit der Formen hervorbrachte.
Heute führt Jürg Pfalzberger zusammen mit seinen Söhnen Ron und Tom das Unternehmen in dritter Generation.
LIEGE IG 1999
Aus der aktuellen Produktion.
Inox, rostfreier Stahl, gebürstet, 20 mm
Batiline Iso, Polyestergewebe (100%-recyclebar)
5-fach verstellbar, zusammenlegbar, stapelbar
1’090 chf
LIEGE FL 1999
Aus der aktuellen Produktion.
Inox, rostfreier Stahl, gebürstet, 20 mm
5-fach verstellbar, zusammenlegbar, stapelbar
1’090 chf
Liege R08 2008
Aus der aktuellen Produktion.
Inox, rostfreier Stahl, gebürstet, 20/25 mm
Batiline Iso, Polyestergewebe (100%-recyclebar)
stufenlos verstellbar während des Liegens bis zur Flachstellung, in der Flachstellung arretierbar
1’950 chf mit Rollen
1’750 chf ohne Rollen
HOCKER 1999
Aus der aktuellen Produktion.
Inox, rostfreier Stahl, gebürstet, 20 mm
SESSEL HP 25 1993
Aus der aktuellen Produktion.
Stahl, verchromt
1’150 chf
SERVIERWAGEN ‚FLAMBOY‘ 1958
Ausgezeichnet mit dem Preis ‚Die gute Form‘. Aus der aktuellen Produktion.
Stahl, verchromt, 20 mm
STEHLEUCHTE 1957
Ausgezeichnet mit dem Preis ‚Die gute Form‘.
SESSEL HP 2 1962
Ausgezeichnet mit dem Preis ‚Die gute Form‘.